Uhrmacher im Porträt | © Birgit Linder | Tiroler Zugspitz Arena

Traditionelles Handwerk: der Uhrmacher im Porträt

Wie alle Dinge verändern sich auch Berufe im Laufe der Zeit. Wir haben mit einem Uhrmachermeister aus Lermoos über seine Arbeit damals und heute gesprochen.

Viele unserer Gäste kommen in die Tiroler Zugspitz Arena, um die grandiose Bergwelt zu erleben. Die Ortschaften bei uns besucht man oft erst nach der ausgiebigen Ski- oder Wandertour. Doch bei so einem Spaziergang durch Gemeinden wie Ehrwald, Biberwier oder Namlos lässt sich allerlei Kultur und Tradition entdecken. In Lermoos zum Beispiel, da weist ein kleines Schild in der Innsbrucker Straße auf einen inzwischen sehr seltenen Beruf hin: den Uhrmachermeister.

Hier hat nämlich Gotthard Linder seine Werkstatt. „1957 habe ich mit der Lehre angefangen, 1970 habe ich dann die Meisterprüfung gemacht“, erzählt Linder. Bereits zwei Jahre später hat er dann seinen eigenen Laden eröffnet. Den gibt es bis heute und auch jetzt steht Linder noch selbst in seinem Schmuckhäusl.

Vom Handwerk mit Fingerspitzengefühl zum Batteriewechsel

Doch auch wenn sein Geschäft in Lermoos seit fast einem halben Jahrhundert an derselben Stelle steht, hat sich im Beruf des Uhrmachermeisters in den vergangenen Jahrzehnten viel getan. „Die Technik, die wir damals in der Lehre gelernt haben, die ist mit der heutigen kaum vergleichbar. Damals war eine Uhr etwas sehr Wertvolles, ein Heiligtum fast. Man hegte und pflegte sie, wenn sie nicht mehr ging dann brachten die Leute sie zu mir“, schwelgt Linder in Erinnerungen. Uhrmacher reparierten kaputte Uhren, fertigten auch mal Ersatzteile selbst an. Heute aber, da sind größere Reparaturarbeiten eher selten, häufig stehen diese nicht im Verhältnis zum Wert, speziell bei  Armbanduhren. „Gerade namhafte Hersteller haben heute ihre Spezialwerkstätten, defekte Uhren werden also oft eingeschickt“, erzählt Linder aus seinem heutige Alltag.

Anders sei das zu Beginn seiner Karriere gewesen. In der Lehre lernten sie wie Klein- und Großuhren, also alles von der Taschenuhr bis zur mächtigen Standuhr, ticken. Auch um die Kirchturmuhren in der Region haben er und seine Kollegen sich gekümmert. „Das haben wir zwar nicht explizit gelernt, aber die Technik war die gleiche, nur in größer. Früher, da hat man die Turmuhr nämlich noch aufgezogen. Alle zwei Tage musste man dazu mit einer Kurbel die Gewichte hochziehen: 16 Kilogramm wogen die und sie hingen an 15 Meter langen Seilen“, erzählt der Uhrmachermeister von damals. Doch dann wurden die Uhren umgerüstet, heute sind in den Türmen Quarzuhren, die über Funk gestellt werden.

Uhrmachermeister aus Leidenschaft

Immer wieder bringen seine Kunden aber Liebhaberstücke bei ihm vorbei. Besonders begeistert habe den Fachmann zum Beispiel die Reparatur einer IWC Schaffhausen: „Das war eine goldene Taschenuhr mit Schlagwerk, die macht jede Viertelstunde einen Glockenschlag!“, schwärmt er begeistert von dem schönen Schmuckstück. Ein anderes Highlight brachte ein Mann aus Dresden vorbei: Der nächtigte im Hotel und war begeistert von den schmucken Uhren, die dort hängen. „Er fragte an der Rezeption, wer die alle in Stand halte, da haben sie ihm meinen Namen gegeben. Kurz darauf brachte er mir dann ein wunderschönes Stück zum Reparieren: Eine Kuckucksuhr von 1937, die hatte einen Wachtelruf!“, schwärmt der Lermooser. „Aber es gibt halt nicht mehr viele von unserer Spezies, deswegen fahren die Leute auch mal ein Stück um zu mir zu kommen.“ Wie er so von seiner Arbeit und seinen Schätzen erzählt, da merkt man, dass Linder Uhrmacher aus Leidenschaft ist. Sein Beruf ist seine Berufung. „Mir macht es einfach Freude, die alten Stücke wieder zum Laufen zu bringen. Wenn sich dann auch der Kunde über seinen Schatz freut, das mag ich.“

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