Krippen bauen erfüllt Herz und Seele

Weihnachten spielt für Martin Königsdorfer das ganze Jahr über eine Rolle. Mit seinen Krippenbaukursen in Garmisch-Partenkirchen hilft er Interessierten dabei, ihre eigene Krippe zu bauen – und bewahrt damit auch Kulturgut.

Wer die Werkstatt an der Schule für Holz und Gestaltung in Garmisch-Partenkirchen betritt, wird von Düften wie Holz, Mörtel und Farbe empfangen. Zudem liegt im Raum ein besonderer Zauber in der Luft. Kein Wunder, denn: „Beim Krippenbau ist sehr viel Herzblut dabei“, sagt Kursleiter Martin Königsdorfer. „Krippen üben eine Faszination auf Menschen jeden Alters aus.“ Eine Faszination, die Königsdorfer seit seiner Kindheit verspürt.

Heute vermittelt er in seinen Kursen anderen sein Wissen über das Bauen von Krippen. Was ihm dabei besonders wichtig ist: „Vom Nachbauen einer Krippe halte ich nichts. Jede Krippe ist ein Unikat und individuell. Am Ende sollte man sich selbst damit identifizieren können – und sie soll andere Menschen berühren.“

So werden die Krippen gebaut

„Am ersten Kurstag beginnen die Teilnehmer mit einer Skizze. Wir sammeln Ideen, schauen alte Fotos an und blättern in Büchern.“ Hartschaumplatten bieten die Grundlage für das Landschaftsbild. „Leichte Bauweisen sind gerade für Laien wichtig, niemand möchte ein schweres Exemplar vom Dachboden schleppen“, scherzt der Krippenbaumeister.

Als Nächstes entstehen Fenster und Türen, bevor die Krippe verputzt wird. Alles unter der Anleitung des Experten. „Die Mischung aus Sägemehl, Schleifstaub, Kreidepulver und Leimwasser ergibt eine schöne, streichfähige Masse“, sagt der 39-Jährige. Futterraufe, Zäune, Bachläufe und Brücken kommen hinzu, dazu die botanische Ausgestaltung mit Sträuchern und Moosen. „Wir versuchen, ein möglichst reales, natürliches Bild nachzuzeichnen“, sagt Königsdorfer. Auch die Lichtgestaltung, mit der man die Krippe in Szene setzt, ist ein wichtiges Thema.

Der Weg zum Krippenbaumeister

Seine Liebe und Leidenschaft für Krippen verdankt Martin Königsdorfer maßgeblich seinem Großvater: „Er wäre gerne Bildhauer geworden, musste aber nach dem Krieg den elterlichen Bauernhof übernehmen.“ Die Begeisterung verlor sein Großvater jedoch nie und gab diese Passion an seinen Enkel weiter. Den Beruf des Schreiners erlernte Königsdorfer an den Schulen für Holz und Gestaltung in Garmisch-Partenkirchen: „Eine Ausbildung, die ich sehr genossen habe, weil ich alte, traditionelle und handwerklich wertvolle Fähigkeiten vermittelt bekommen habe.“

Nach seiner Schreinerlehre baute er seine Fähigkeiten im Krippenbau in Wenns im Pitztal aus, seit 2007 ist er Krippenbaumeister. Inzwischen unterrichtet er selbst an den Schulen für Holz und Gestaltung. Hier bietet der Bezirk Oberbayern mit Königsdorfer als Fachlehrer die Krippenbaukurse an. Und das mit großem Erfolg!

Krippenbau verbindet Gemeinschaft mit christlichen Traditionen

Die Kurse für das Bauen einer Krippe sind sehr gefragt und schnell ausgebucht. Teilnehmer kommen aus allen Teilen Deutschlands. „Ich erinnere mich auch an Schweizer – und an einen Spanier, der in München gelebt und seine Krippe an Weihnachten mit in sein Heimatland genommen hat“, sagt der Kursleiter. Allein 2024 betreute er in insgesamt zwölf Kursen jeweils fünf bis sechs Teilnehmer.

Er mag den Zusammenhalt, der dort innerhalb kürzester Zeit entsteht, denn eines verbindet alle: „Sie tragen einen Glauben in sich.“ Königsdorfer ist Christ: „Der Glaube ist für mich etwas Wertvolles, das mir Halt gibt.“ Klar, dass er auch ab Anfang Dezember seine Krippe zu Hause aufgestellt hat. Während der Christbaum seiner Familie eher klein ist und im Hintergrund bleibt, rückt seine Krippe während der Weihnachtszeit ins Zentrum des Geschehens.

Ein Ort für Familie und Glauben

„Die Krippe geht mit einer Eckgröße von 1,40 Meter mal 1,40 Meter sicher über die durchschnittliche Größe hinaus“, berichtet er mit einem Augenzwinkern. „Schon unsere Tochter, die eineinhalb Jahre alt ist, steht mit leuchtenden Augen davor.“ Sicher auch, weil die Krippenfiguren die Weihnachtsgeschichte eindrucksvoll vermitteln.

Genaue Regeln, wie man diese richtig anordnet, möchte der Krippenbaumeister nicht aufstellen. „Wenn die heilige Familie im vorderen Bereich der Krippe steht, ist schon viel Gutes passiert – so geht die eigentliche Intention der Krippe nicht verloren“, meint er. „Passend und stimmig muss es sein – und mir persönlich ist es lieber, dass es menschlich ist, beispielsweise durch eine liebevolle, geborgene Darstellung der Familie, darauf achte ich sehr.“ Krippen sollen uns helfen, sich auf das Wesentliche zu besinnen und sich an Werte wie Zusammengehörigkeit und Bescheidenheit zu erinnern.

Ein Schatz, der mit der Zeit wächst

Den Kursteilnehmer bleibt es selbst überlassen, welche Figuren sie für ihre Krippe wählen. Während jedoch das Bühnenbild unter der fachkundigen Anleitung von Königsdorfer entsteht, werden die Figuren nicht in den Kursen gefertigt, sondern später individuell hinzugekauft. Eines steht für ihn jedoch fest: „Eine Krippe kann zu einem wertvollen Schatz für eine Familie werden, wenn sie über die Jahre hinweg Stück für Stück wächst. Es gibt Hauskrippen, in denen 100 bis 150 Figuren zu sehen sind – diese sind sicherlich nicht alle in einem einzigen Jahr entstanden.“

Die Ursprünge der Krippe reichen weit bis ins zweite Jahrhundert zurück. Franz von Assisi war es aber, der 1223 die Tradition der Weihnachtskrippen entstehen ließ. Eine Tradition, die bis heute anhält, wenn die Künstler und Künstlerinnen bei Martin Königsdorfer lernen, ihre eigene Krippe zu bauen.

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