Bei uns in der Tiroler Zugspitz Arena wird traditionelles Handwerk großgeschrieben. Hans Mader gibt in Krippenbaukursen sein über Jahrzehnte erworbenes Wissen weiter – und macht aus sonnenverbranntem Holz oder verwitterten Ästen eine Herberge für die „Heilige Familie“.
Ob die brennenden Berge oder die Welt der Vereine: Traditionen sind bei uns ein fester Teil des Alltags. Das kann man auch an Weihnachten, besonders wenn es um die dementsprechende Dekoration geht, spüren. Denn wenn Hans Mader über Krippen spricht, leuchten seine Augen. Gerne zeigt er seine liebevoll gefertigten Kunstwerke: In seiner Lermooser Werkstatt stehen Tiroler Krippen in allen Ausführungen, von der Wurzel- über die Kasten- bis hin zur Schneekrippe. Zwischen 60 und 80 unterschiedliche Unikate hat der Tiroler in seinem Leben schon gebaut.
„Urig muss es sein, nicht gerade.“ Das ist Mader ganz wichtig. „Die alten Bauernhäuser sind ja auch so. Da hängt hier mal ein Brett runter, da schaut die Mauer raus“, betont der Fachmann. Er zeigt auf die vielen liebevollen Details: hier ein geschnitzter Rechen, da eine Holzhacke. „Und hier, schauen Sie, da hängt sogar noch die Wäsche auf dem Balkon.“
Seit seiner Jugend baut der Tiroler leidenschaftlich gerne Krippen: „Schon in Handarbeiten wollte ich immer Krippen aus alten Wurzelstöcken machen“, erzählt Mader, der seit 1995 Obmann des Krippenvereins Loisachtal mit rund 80 Mitgliedern aus Lermoos, Ehrwald und Biberwier ist. „Unser Vorreiter war Walter Bader, der den Krippenverein ins Leben gerufen hat.“ Schon im August fange es bei ihm an „zu kribbeln“, erzählt Mader. „Dann gehe ich in meine Werkstatt und überlege, was ich jetzt bauen könnte.“
Sein Wissen und seine Begeisterung gibt der Profi gerne weiter. Im Oktober beginnt in der Werkstatt der Lermooser Schule normalerweise sein Baukurs für Krippen, den Mader alle drei Jahre mit seinen Helfern Sebastian Wacker, Siegfried Tabelander, Reinhard Schönherr und Alexander Haas abhält.
„Am Anfang frage ich immer, wo kommt deine Krippe hin und was möchtest du für eine“, erzählt er. „Es gibt ja auch die Urform, die orientalische Krippe, aber bei uns werden meistens Heimatkrippen gewünscht, Tiroler Krippen und mittlerweile vor allem auch die Schneekrippe.“ Für den Schnee wird Styropor geschliffen und grundiert – mehrmals hintereinander. „Dann wird der mit Glimmer bestreut, damit er richtig glitzert.“
Die Größe der Krippe richtet sich nach den Figuren. Der richtige Maßstab sei wichtig. Mader: „Wir haben auch Vorlagen, wenn man die ein bisschen abändert, schaut das schon ganz anders aus.“ Die Figuren werden gekauft oder man lässt sie schnitzen.
„Wichtig ist, dass die Krippe einen gut sichtbaren Platz zu Hause bekommt, dass die Heilige Familie und das Geschehen im Vordergrund stehen und sie nicht zu überladen ist“, betont Mader. Das Baumaterial gibt es vor allem in der Natur: „Ich sage immer, schaut im Wald, ob ihr altes sonnenverbranntes Holz oder verwitterte Äste findet“, erzählt Mader. „Das lässt die Krippe erst so richtig urig werden.“ Auf der Suche nach den Baustoffen steigt er mit seinen Helfern schon mal bis auf 2.000 Meter hinauf ins Kaunertal, um dort Hirschheiderich für den Kurs zu holen. Herausstehende Baumwurzeln, die er abschneidet, werden angebohrt und dort die grünen Blättchen des Heiderichs hineingesteckt. So entstehen täuschend echte Bäumchen und Sträucher.
Die Berge werden aus alten Buchenstöcken gemacht, die Mader im Wald findet. „Die lassen wir von einem Schussmeister herausschießen“, so Mader. „Die zerreißt es in Fetzen und daraus kann man die Berge machen.“ Mader selbst fand heuer eine große schöne Baumwurzel, die er kräftig abschliff. In die schnitzte er auf halber Höhe die Krippe. Von unten führt eine kunstvoll gemachte Treppe nach oben mit Schafen und Hirten.
Auch die große Krippe in seiner Werkstatt ist neu. Die ist für eine Bekannte, sie hatte ihre Figuren vorher auf einer Kommode ausgestellt. Als sie fertig war, habe sie gesagt: „Ich hätte nicht gedacht, dass die so schön wird. Jetzt ist Weihnachten gerettet.“ Er zeigt auf die kunstvolle Krippe mit schöner Bergkulisse, einem Bächlein, über das eine Brücke führt, und macht das Hirtenfeuer und die Stalllaterne an. „Die Berglandschaft hat mein Krippenkollege Gebhard Arzl aus Weißenbach gemalt.“ Liebevolle Details, wohin man sieht. Auch Eiszapfen schneidet und dreht Mader selbst aus Glas.
Dass die Kursteilnehmer zu Beginn Zweifel haben, ob ihre Arbeit auch etwas wird, gehört dazu. Dann motiviert das Team der Krippenfachmänner sie immer wieder geduldig, gibt Tipps, hilft mit. „Am Schluss sagen viele dann: ‚Mei, ich hätte nie geglaubt, dass meine Krippe so schön wird‘“, freut sich Mader. „Wir haben da viel Spaß zusammen.“