Das sagt die Gletscherforschung über die schmelzenden Riesen

Welche gravierenden Auswirkungen hat der Klimawandel auf die Gletscher? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Gletscherforschung in der höchstgelegenen Umweltforschungsstation knapp unterhalb der Zugspitze: im Schneefernerhaus.

Vor 20.000 Jahren war der absolute Höchststand der letzten Eiszeit. Das weitreichende Eisstromnetz in den Alpen führte dazu, dass nur noch die größten Gipfel und Gebirgsgrate aus der spiegelglatten Eisoberfläche rausragten. Die großen Eismassen schoben sich über das Land und formten das majestätische Antlitz der Alpen und das idyllische Alpenvorland mit seinen tiefen Mulden und verborgenen Senken. Vor 10.000 Jahren ging diese frostige Zeit zu Ende und das Schmelzwasser kreierte riesige Urstromtäler, wie beispielsweise das Tal der Elbe. Heute gibt es im Alpenraum nur noch rund 4.000 Gletscher, davon vier in Bayern – ein Unterschied wie Tag und Nacht –, denn ab Mitte des 19. Jahrhunderts begann das große Schmelzen, mit dem sich die Gletscherforschung bereits seit Jahren beschäftigt.

Laura Schmidt ist für die Presse und Öffentlichkeitsarbeit des Schneefernerhauses, das auf 2.650 Metern Höhe liegt, zuständig. Sie schafft es, besonders komplexe Forschungsergebnisse für jedermann verständlich nach außen zu tragen. Schließlich wird dieser Ort von Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Fachgebieten, wie z.B. der Gletscherforschung genutzt, sodass es immer wieder etwas neues Spannendes zu berichten gibt.

Schnee, Schnee und noch mehr Schnee

„Ein Gletscher entwickelt sich über mehrere Jahre, wenn mehr Schnee hinzukommt als abschmilzt. Sobald der Schnee liegen bleibt und dichter wird, entsteht nach einem Jahr Firn. Erst wenn dieser länger überdauert, formt sich ein Gletscher. Schließlich beginnt er, bergabwärts in Richtung Tal zu fließen“, erklärt Schmidt. Meter für Meter bewegt sich das Eis nur langsam voran. Unten angekommen entsteht oft, aber nicht immer, eine lang gestreckte und schmale Gletscherzunge. Dort bildet sich Schmelzwasser, welches die umliegenden Flüsse und Bäche füllt.

In den Alpen existieren derzeit nur noch kleine Gletscher, die jedoch nicht weiterwachsen können, so die Gletscherforschung. Woran das liegt, weiß Schmidt ganz genau: „Für den Gletscherschwund gibt es eine Vielzahl an Gründen, die alle zusammenspielen: Höhere Lufttemperaturen, weniger Niederschlag in Form von Schnee während der Wintermonate, mehr Wasserdampf in der Luft, der Einfall der Sonne, die Geländeform, die globale Erwärmung und der Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen gehören dazu.“

Der Bericht der Gletscherforschung

In einer tiefen Senke nördlich des Zugspitzgipfels ist der Höllentalferner mir seiner ausgeprägten Gletscherzunge eingebettet. Er ist der größte Gletscher Bayerns. Riesige Felswände umrahmen ihn und schützen ihn dadurch vor der Sonneneinstrahlung. Im Winter trifft ihn genügend Niederschlag und abgehende Lawinen nähren die teilweise kristallklaren Eisschichten. Ganz in der Nähe können Besucher am besten die nur über die Jahre sichtbar gewordene Gletscherausdehnung beobachten, die besonders von 1820 bis 1980 ausgeprägt war. „Vielleicht bleibt uns dieser Gletscher noch bis 2040 erhalten. Sicher ist nur, dass auch er verschwinden wird, denn das Schmelzen der Gletscher lässt sich Alpenweit wohl kaum noch aufhalten“, berichtet Schmidt und fasst damit den Bericht der Gletscherforschung zusammen.

 

Es wird Zeit zu handeln

Durch die Klimaerwärmung taut ebenso Permafrost, der sogenannte „Kitt“ der Alpen, auf. Dies kann zu Fels- und Bergstürzen führen. Je nach Lage und Geländebeschaffenheit könnte aber auch ein Gletscher davon betroffen sein, wenn dieser extrem steil ist und durch das freigegebene Gestein etwas abgehen kann. Ein Rückgang der Gletscher bedeutet allerdings auch, dass das Schmelzwasser den globalen Meeresspiegel ansteigen lässt. Zeitgleich wird immer weniger Schmelzwasser die zahlreichen Flüsse und Bäche füllen. „In Bayern werden wir von diesen Auswirkungen nicht beeinträchtigt sein, denn dazu sind die Gletscher zu klein. Anders sieht es im Rest der Welt aus, wo wenig Niederschlag fällt. Die Menschen sind während der Trockenmonate auf die Verfügbarkeit des Gletscherwassers angewiesen“, schildert Schmidt.

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