Die Fasnacht ist im Werdenfelser Land eine ganz besondere Zeit: Hier steckt der Fasching voller Traditionen, Bräuche und Kostüme. Wie zum Beispiel der Schäfflertanz: Hier zeigen Männer in Tracht zu einer Melodie mit Ohrwurm-Qualität, was sie können. Mit mit Buchsbaum- oder Eibenzweigen umwundenen Bögen tanzen sie traditionsreiche Figuren. Zusätzlich gibt es Musik, Fahnenträger und Kunststücke. Aber wie entstand die Tradition der Kostüme in der Fasnacht überhaupt?
Eine Tradition geht auf Reisen: Kostüme für die Fasnacht
Zum ersten Mal soll der Schäfflertanz der Legende nach schon 1517 aufgeführt worden sein. Die Pest hatte das soziale Leben damals zum Erliegen gebracht. Matthias Wackerle von GaPa Tourismus berichtet: „Der Überlieferung nach zogen die Schäffler als Erste wieder auf die Straßen und lockten mit fröhlichem Tanz und Musik die anderen Leute aus ihren Häusern. Die Pest kam danach nicht zurück, und aus Dankbarkeit legten die Schäffler ein Gelübde ab, ihren Tanz immer wieder aufzuführen.“
Um 1900 herum übernahm dann ein mildtätiger Verein, der Spar- und Stopselclub Partenkirchen, den traditionellen Tanz. Dieser umfasst mehr als 60 Darsteller, sie heißen zum Beispiel Triebler, Schäfflermeister und Gesellen. Außer den Tänzern sind auch eine Musikkapelle, ein Trommlerzug, Hanswurstel und andere mit von der Partie – insgesamt um die 120 Männer und ihre Kostüme: Vorbereitet werden die Auftritte für die Fasnacht in Garmisch-Partenkirchen immer schon ab Mai des Vorjahres. „Zwischen Oktober und Weihnachten proben wir dann“, verrät Wackerle, Mitglied im Verein. „Und wir alle freuen uns, wenn es wieder losgeht zur bekannten Melodie ‚Aber heit ist koit‘.“
Kleine Larven für die Maschkera-Kindergruppe
Auch die Kinder dürfen bei der Fasnacht mitmischen: Die Maschkera-Kindergruppe startet gleich nach Heilig-Drei-König mit den Vorbereitungen für die Kostüme der Werdenfelser Fasnacht. Als Maschkera wird die traditionelle Verkleidung für diesen Brauch bezeichnet. Das fröhliche Faschingstreiben, unerkannt hinter Holzmasken, den sogenannten Larven, folgt einem uralten Brauch. In Garmisch-Partenkirchen findet somit am 8. Februar der unsinnige Donnerstag und das Maschkera-Treiben in der Ludwigstraße statt. Am 11. und 13. Februar dagegen wird die Fosenacht ausgerufen. Aber auch in Grainau hält sich die Tradition der Holzmasken und Kostüme: Hier steckt ebenfalls aufwendige Schnitzarbeit dahinter, genau wie bei der Fasnacht in Garmisch-Partenkirchen.
Jedes Stück ein Unikat
Dabei zählt die Larve als Kernstück der Fosenacht. Manche von ihnen sind weit über 100 Jahre alt, wurden innerhalb der Familie von Generation zu Generation weitervererbt. Ihr Mienenspiel, ihre Grimassen, ihr Ausdruck sind so individuell wie die Menschen, die sich hinter ihnen verbergen. Denn, so erklärt der Larvenschnitzer Simon Buchwieser, es gehöre zu den Eigenarten der Grainauer Fosenachtsbräuche, dass nicht erkannt wird, wer sich hinter der Gesichtsbedeckung versteckt. „Die größte Kunst“, berichtet er schmunzelnd, „besteht tatsächlich darin, beim Bier im Wirtshaus die Larve so zu lüften, dass man richtig trinken kann, aber keiner erkennt, wer das ist.“
Seit den 1970er-Jahren hat er sich auf die traditionsreichen Larven der Grainauer Fosenacht spezialisiert. „Die Masken sind außerdem dazu da, dass man darunter seine Freiheit leben kann.“ Eine Freiheit, zu der auch gehört, dass man einem anderen ordentlich die Meinung sagt, ihn „ausrichtet“. Ein Fosenachtselement, das nicht nur im Werdenfelser Land zur narrischen Zeit gehört: Auch an Main und Rhein gehört die Kritik an der Obrigkeit zum Karneval.
Schwere Kuhglocken um die Hüfte?
Ihren wichtigsten Auftritt haben die Maskierten beim „Gungln“. Dabei ziehen kleine Gruppen mit Gesang und Tanz durch den Ort und seine Gasthäuser. Das fängt noch bei Tageslicht an und zieht sich bis tief in die Nacht hinein. „Dann treffen sich die einzelnen Gruppen, ziehen ihre Kostüme und Larven an und machen sich auf den Weg“, erläutert Korbinian Riesch den Ablauf. Er ist Vorsitzender im Verein der Grainauer Fosenacht und selbst als „Maschkera“, also Träger dieser Masken, unterwegs. Daher kennt er auch die anstrengendste Rolle unter den diversen Gestalten, die typisch für die Grainauer Fosenacht ist: die Schellenrührer.
Schwere Kuhglocken, oft aus altem Familienbesitz, haben sie umgeschnallt, knapp oberhalb der Hüfte tragen sie diese auf dem Rücken und versuchen mit möglichst geschickten Bewegungen – dem „Rühren“ – sie kräftig und rhythmisch zum Läuten zu bringen. „Eine Kunst, die man im Laufe der Zeit und mit großer Anstrengung erlernt“, meint Riesch. Dieses Jahr lassen sich die Maschkera am 8. und 13. Februar bewundern, denn da findet das Maschkeratreiben im Ort statt. Am 11. Februar gibt es zusätzlich einen großen Umzug mit anschließendem Faschingsgungl. Und somit viel Spaß beim Bestaunen der Kostüme für Fose- und Fasnacht in der Tiroler Zugspitz Arena.