Wer sich in der Natur erholen will, hat in Grainau und Umgebung unzählige Möglichkeiten. „Es ist schon ein schönes Fleckchen Erde“, meint Försterin Simone Herrmann. „Wir haben hier Bergwald mit Tanne, Buche und Fichte, zahlreiche Wanderwege, den Eibsee als Perle, die Zugspitze und die Höllentalklamm.“ Seit acht Jahren kümmert sich die 35-Jährige zusammen mit Hund Krampus um das 4.500 Hektar große Hochrevier, das bis zur Zugspitze reicht.
Als Försterin mitten in Grainau unterwegs
„Die Aufgaben sind sehr vielfältig und ich bin oft draußen“, freut sich die Försterin von Grainau. Ab dem Frühjahr ist sie jeden Tag schon früh mit ihrem Hund unterwegs. „Wenn es viele Stürme gab, kann es durchaus stressig werden,“ erzählt sie. Der Borkenkäfer[EN1] befällt geschwächte, vom Sturm geknickte oder entwurzelte Bäume. Diese muss sie markieren und aus dem Wald bringen lassen, denn nur so lässt sich die Käferplage eindämmen.
Sichere Rundwege für die Wandertour
Am Eibsee bei Grainau möchte die Försterin den ausgebesserten Rundweg ansehen und den „Verbisspunkt“ prüfen. Jährlich kontrolliert sie an bestimmten Stellen, wie stark das Wild die jungen Pflanzen angeknabbert hat. Die Pflanzen und der Wald können hierdurch einen Schaden davontragen. Die Försterin muss stets den Naturschutz im Auge haben und auf die Einhaltung von behördlichen Vorgaben achten. Beim Jagen muss sie vorgegebene Abschussquoten erfüllen, die sich nach der Schwere des Verbisses der Pflanzen richten. Es gibt zudem Ruhezonen für die Tiere, wie im Höllental, wo nicht gejagt werden darf. „Im Hochsommer gehe ich früh jagen oder zeichne Bäume aus. Das Schöne dabei ist, dass dann noch wenig Menschen unterwegs sind und es so ruhig ist“, erzählt die naturverbundene Försterin.
Den Waldbestand sichern
„Wenn der Wald irgendwo ausfällt, weil der Sturm eine Schneise geschlagen hat, habe ich ein Problem mit Oberflächen-Wasser, Steinschlag, mit Murenabgängen, da muss ich schon sehen, dass ich einen stabilen Bergmischwald hinbringe,“ führt die 35-Jährige aus. Das macht die Försterin in Grainau auch mit Hilfe von Anpflanzungen, die im Herbst anstehen. „Ich pflanze gerne zu dieser Jahreszeit, weil sich die Bäumchen dann im Winter ausruhen und an den neuen Untergrund gewöhnen können“, erklärt sie.
Dem Wald mit Respekt begegnen
Der Staatswald dient auch den Menschen zur Erholung. Allerdings gibt es für Wanderer ein paar Regeln zu beachten, betont die Grainauer Försterin. Dazu zähle etwa, auf den Wegen zu bleiben und keinen Müll im Wald zurückzulassen: „Wenn Wanderer quer durch das Gebiet laufen, bekommen zum Beispiel Rehe und Rotwild massiven Stress.“ Im Sommer bietet Simone Herrmann sogar eine zweistündige Familienführung für Gäste an: „Ich möchte zeigen und erklären, was aktuell im Wald vor sich geht, was zum Beispiel ein Sturm, Borkenkäfer oder Starkregen hier anrichtet.“ Außerdem will sie einen Windwurf, in dem ein Sturm wütete, besuchen. „Da erkläre ich, was passiert ist, frage die Kinder nach Baumarten und wir überlegen gemeinsam, was nachgepflanzt werden kann.“
Spielerisch die Natur entdecken
„Mir ist es wichtig, dass die Kinder etwas erleben, anfassen und riechen können“, hebt Herrmann hervor. „Es macht ihnen Spaß, herumzuklettern, harzige Finger zu bekommen und sich schmutzig zu machen.“ Gerade das Fühlen sei für das Verstehen wichtig. „Ein Kind, das in seiner Hand spürt, wie weich die Tanne ist und wie die Fichte sticht, hat den Unterschied sofort begriffen“, meint die Försterin. Sie erklärt auch, warum im Wald nicht alles ordentlich aussehen muss. „Wir lassen oft absichtlich Reisig oder Baumkronen liegen, weil diese Nährstoffe freigeben, die den Humus wieder aufbauen.“ Dem Wald tue das gut. „Und den Kindern gefällt es“, freut sie sich.