Einzelne Sonnenstrahlen bahnen sich den Weg zwischen hohen Tannenspitzen hindurch bis auf das weiche Moos. Knorrige Wurzeln ragen aus der Erde heraus, nur ein Specht durchbricht die idyllische Ruhe. Und der Bagger, der sich allmählich Stück für Stück am Waldboden entlangarbeitet. Im Fahrerhaus? Matthias Garber.
Der 34-Jährige wohnt im Tiroler Reutte und baut Bike Trails. „Früher habe ich als Mountainbiker für Wettkämpfe trainiert und demnach Orte benötigt, wo ich meine Tricks üben konnte. Also habe ich ganz einfach eigene Sprünge dafür konstruiert. So hat sich das Trail-Bauen als Beruf bei mir entwickelt“, erinnert er sich. Eine formale Ausbildung gebe es keine. „Es ist eher die Erfahrung, die man selbst als Biker gesammelt hat, auf die es ankommt“, sagt Garber. Am meisten Spaß mache ihm, beim Trail-Bauen seine eigene Kreativität einfließen zu lassen. Doch wie genau wird ein Trail eigentlich gebaut?
Generell gibt es ganz bestimmte Schwierigkeitsgrade bei den Bike Trails, die in Tirol wie die Skipisten in Farben eingeteilt sind: Grün, Blau, Rot und Schwarz. „Außerdem gibt es unterschiedliche Arten von Trails“, erklärt Garber. „Der Singletrail kann mit einem Trampelpfad verglichen werden, während Flowtrails schön breit ausgebaut sind und keine Hindernisse haben.“ Bis ein fertiger Trail entsteht, ist allerdings jede Menge Papierkram zu erledigen. „Die Vorlaufzeit beträgt in der Regel drei Jahre“, gesteht der Trailbauer. „Da stellt sich erstmal die Frage, welche Art von Trail der Kunde gerne möchte und wie anspruchsvoll er werden soll. Anschließend wird eine geeignete Stelle für die Mountainbikestrecke gesucht. Das alles muss im Anschluss mit den Grundbesitzern geregelt werden.“
Anschließend werden Gutachten erstellt, die bei der Behörde Tirol eingereicht werden. „Jeder Trail, den wir bauen, darf die umliegende Natur nicht gefährden“, führt Garber aus. „Dafür werden im ornithologischen Gutachten der Vogelbestand erhoben, der botanische Bestand von Flora und Fauna sowie die geologischen Verhältnisse untersucht.“ Die gesammelten Ergebnisse gehen zusammen mit dem technischen Bericht an die Behörde, worin zudem der Gewässerschutz und der Forstbestand aufgeführt sind. Tägliche Kontrollen gewährleisten zudem die Sicherheit des Trails. „Erst wenn überprüft wurde, ob es in Tirol über Nacht oder nach Unwettern zu keinen Schäden gekommen ist, wird der Bike Trail zum Betrieb freigegeben“, erzählt Thomas Koch, Leiter der Infrastruktur in der Tiroler Zugspitz Arena und selbst passionierter Mountainbiker.
Die zwei Mountainbiker sind beide am Projekt des Bachtl Trails in Lermoos beteiligt. „Dieser Trail ist eher anfängerfreundlich, aber beinhaltet trotzdem auch Elemente für erfahrene Biker - wie schwierigere Sprünge zum Beispiel“, berichtet Koch. „Im Sommer soll das Projekt nach Plan fertig sein“, fügt er hinzu. Denn auch, wenn die behördlichen Hürden meist vor der Bauphase stattfinden, kommt es auch während der Umsetzung immer wieder mal zu Verzögerungen – zum Beispiel durch Naturschutzprüfungen. Die beiden sind jedoch zuversichtlich gestimmt, die fertige Tiroler Bike Trailstrecke in dieser Saison zu eröffnen.