Weltrekord Zugspitze | © Weltrekord | Tiroler Zugspitz Arena

Ein Weltrekord für die Zugspitze

Genau zwei Monate ist es her, dass sich die Erstbesteigung der Zugspitze zum 200. Mal jährte. Und ebenfalls genau zwei Monate sind es, seit ein Team aus der Tiroler Zugspitz Arena an diesem berühmten Berg einen neuen Weltrekord aufgestellt hat. Wir haben mit den Beteiligten gesprochen.

Der Tourismusverband Tiroler Zugspitz Arena stellte sich die große Frage: Was schenken wir der Zugspitze zu ihrem 200. Jahrestag der Erstbesteigung? Etwas Besonderes sollte es sein, etwas, das nicht so schnell vergessen wird. Und dann kam die Idee: Wie wäre es mit einem Weltrekord?

Spricht man von Weltrekorden in den Bergen, denken wohl die meisten sofort: schneller, höher, weiter. In diese Richtung sollte es aber auf keinen Fall gehen. „Wir wollten das Erlebnis, die Ruhe, die Auszeit am Berg in den Fokus rücken. Das muss nichts mit Schnelligkeit zu tun haben“, erzählt Laura Bauer, Geschäftsführerin der Agentur SPEED U UP. Und so kamen sie und ihr Team gemeinsam mit dem Tourismusverband auf eine spannende Idee: Warum nicht eine Tour zum Gipfel machen – quasi in den Fußstapfen der Erstbesteiger, wenn auch auf einer anderen Route – und dabei die Sitzgelegenheit für zwischendurch gleich Huckepack mitnehmen?

Zur Zugspitze mit ungewöhnlichem Gepäck

Gesagt, getan, eine Wanderung nach oben sollte es sein. Und damit das Ganze auch Weltrekord-würdig wird, kam ein besonderes Gepäckstück in den Rucksack: ein Möbelstück. „Hier haben wir uns für eine Bank entschieden. Denn sie soll auch symbolisch für das stehen, was eine Wandertour in den Bergen so besonders macht: Menschen treffen, gemeinsam Pause machen und sich unterhalten, sich kennenlernen“, erklärt Laura.

Für die Planung und den Bau dieser Zugspitz-Bank war Max Zimmermann von der Tischlerei Luttinger zuständig. Denn auch wenn der Weltrekord „Das schwerste auf einen Berg getragene und dort aufgebaute Möbelstück“ heißt – es gab eine Vorgabe für das Maximalgewicht: „15 Kilogramm sollten es höchstens sein“, sagt Max. „Immerhin muss das Ganze ja auch noch jemand tragen.“ Deshalb hatte er sich für Zirbenholz entschieden, ein leichtes und regionales Holz. Und damit die Bank auf dem Gipfel leicht zusammengeschraubt werden kann, wurden zusätzlich Aluminiumteile verbaut – ebenfalls gewichtsarm und zudem wichtig für die Stabilität der Bank. Sie mussten bei Ankunft am Ziel nur noch miteinander verschraubt werden.

Auf den Rücken, fertig, los

Nachdem das Möbelstück vom Vertreter des Rekord-Instituts Deutschland offiziell gewogen und freigegeben wurde, konnte es am 27. August losgehen. Pünktlich zum Jubiläum also. Auf den Weg machte sich ein kleines Team von sechs Personen. Die Hauptakteure unter ihnen waren Riccardo und Sarah, denn sie trugen die beiden Bankteile den ganzen Weg nach oben. Wobei auch der Rest, unter anderem Laura, mitgeholfen hat – Schlafsäcke und Wegzehrung wurde fair auf den restlichen Rücken verteilt. Denn wichtig für das Erreichen des Weltrekords war es, dass wirklich nur die beiden die Bank tragen.

Riccardo ist Bergführer in Lermoos und kennt den Weg zur Zugspitze wie seine Westentasche. „Uns war es wichtig, nicht hoch zu hetzen – wir wollten den Aufstieg genießen“, sagt er. „Deshalb haben wir eine Zweitagestour gemacht: In knapp elf Stunden auf die Knorrhütte, dort haben wir übernachtet. Und am nächsten Morgen ging es ausgeruht das letzte Stück zum Gipfel der Zugspitze. Das waren auch nochmal über vier Stunden.“

Sarah ist Bloggerin (hier geht's zu ihrem Instagram-Profil) und war ebenfalls bereits im Vorfeld bergerprobt. Zu Fuß auf die Zugspitze hatte sie es bisher aber noch nie geschafft. „Das war schon etwas ganz Besonderes, bei meinem ersten Aufstieg auf Deutschlands höchsten Berg gleich einen Weltrekord zu wagen“, sagt sie rückblickend. Was ihr besonders gefallen hat, war, dass es bei diesem Rekord nicht darum ging, die Schnellsten zu sein. „Wir wollen mit unserer Aktion auch andere animieren, einmal so eine Tour zu wagen – wenn auch ohne Bank im Gepäck“, lacht Sarah.

Ein Lifehack und ein Weltrekord

Probleme gab es beim Wandern keine. Ganz im Gegenteil: „Wir hatten super schönes Wetter und konnten die beeindruckende Aussicht auf die Tiroler Landschaft genießen“, erzählt Laura. Die Gruppendynamik stimmte auf Anhieb, zu Lachen gab es Einiges. „Einer der besten Momente war wohl, als wir einen leckeren Tiroler Schinken und Bergkäse ausgepackt haben – und keiner von uns ein Messer dabei hatte, um beides zu schneiden“, erinnert sich die Agenturchefin. „Da trägt man so viele Dinge mit sich herum, aber an ein Messer hat keiner gedacht.“ Das konnten sie sich glücklicherweise später bei einem anderen Wanderer leihen. „Und einen Lifehack haben wir auch entdeckt: Käse kann man super mit Bindfaden schneiden!“

Besonders aufregend wurde es dann bei der Ankunft am Ziel: Dort wartete bereits eine große Menschentraube von Zuschauern, vor allem Pressevertreter. „Fernsehen, Radio, Zeitungen – alle waren da“, erinnert sich Sarah. So sehr im Rampenlicht zu stehen war für sie alle erst einmal ungewohnt. „Das Gefühl, dass wir es tatsächlich geschafft haben, hat erst viel später eingesetzt“, sagt die Bloggerin. Zwischendurch wurde die Bank von ihr und Riccardo aufgebaut, Probe gesessen, diverse Fotos geschossen und natürlich die offizielle Weltrekord-Urkunde übergeben. „Dass ich einen Weltrekord aufgestellt habe, das kann ich teilweise heute noch nicht wirklich fassen“, gibt Sarah zu. Und auch Riccardo geht es ähnlich. „Ich habe diese Tour in meiner Zeit als Bergführer schon öfter gemacht. Aber so eine tolle Zeit wie mit dieser Gruppe hatte ich bisher selten. Das war schon etwas Besonderes.“

Die Rekord-Bank steht jetzt im Zugspitz-Museum und kann auch von Gästen ausgetestet werden. Die beiden Träger und ihre Mitbegleiter sind sich auf jeden Fall einig: Sie würden sofort wieder gemeinsam auf Tour gehen. Nur die schwere Bank, die müsse kein zweites Mal sein.

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