Die Berggottesdienste, oder wie die Pfarrerin selbst dazu sagt "Bergandachten", werden über die Sommermonate Juni bis September angeboten. Sie finden in der Sommersaison vier Mal in der Woche jeweils um 12 Uhr statt. Dabei wird immer der Berg gewechselt. Die Berggottesdienste werden im Freien gefeiert und finden deshalb auch nur bei trockener Witterung statt. Während der Gottesdienste wird Bezug auf die Berge oder die Natur genommen. „Letztens zum Beispiel auf dem Eckbauer habe ich was zum Thema Geologie gemacht, wie alt unser Wetterstein eigentlich ist und das in Verbindung gesetzt zur Ewigkeit“, erzählt Ulrike Wilhelm. „Also wir versuchen immer die theologischen Themen und den Ort gut in Verbindung zu bringen.“
Ganzjähriges Angebot
Neben den sommerlichen Berggottesdiensten bietet die Pfarrerin auch ganzjährige Angebote an, bei denen das Wandern und die christliche Spiritualität verbunden werden können.
Bewegen und Segen
Ein ursprünglich wegen Corona ins Leben gerufenen Projekt nennt sich „Bewegen und Segen“. „Das habe ich angefangen, weil die Leute Hemmungen hatten in einen geschlossenen Raum zu kommen und es macht auch keinen Spaß mit der Maske im Gottesdienst zu sitzen“, sagt Ulrike Wilhelm. Bei „Bewegen und Segen“ geht die Pfarrerin an jedem ersten Mittwoch im Monat mit den Gottesdienstgästen auf einen Spaziergang. „Das sind kleinere Wanderungen, die auch ältere oder nicht so fitte Leute gut mitmachen können“, sagt sie. Dabei werden Atemübungen und die Bewegung mit der christlichen Spiritualität verbunden. Die Orte für „Bewegen und Segen“ wechseln immer. In der Gemeinde gibt es sechs Kirchen und es wird jedes Mal an einer anderen gestartet.
Spirituelle Berg-Tage – der verlorene Sohn
Ein weiteres Wanderangebot zusammen mit dem Kreisbildungswerk sind die spirituellen Bergtage. „Da ist man dann wirklich den ganzen Tag gemeinsam unterwegs“, erzählt die Pfarrerin. Gemeinsam mit Christine Sontheim, der Vorsitzenden vom Kreisbildungswerk geht Ulrike Wilhelm regelmäßig auf den Mauerschartenkopf in Garmisch-Partenkirchen. Dabei geht es den ganzen Tag um eine biblische Geschichte, wie zum Beispiel, die des verlorenen Sohns. „Wir gestalten dann den Tag nach der Geschichte und bringen die Landschaft damit in Verbindung“, erklärt sie. „Es geht dabei um Loslassen, Vertrauen und Eltern-Kind-Konflikte. Es ist sehr schön, dass man mit den Leuten über diese Dinge persönlich ins Gespräch kommen, wenn man mal den ganzen Tag gemeinsam unterwegs ist“ erzählt sie weiter.
Mit der Bibel durch die Hölle
„Mit der Bibel durch die Hölle“ ist ein spiritueller Berg-Tag gewesen, der der Pfarrerin im Gedächtnis geblieben ist. „Da sind wir gemeinsam durch die Höllentalklamm und haben uns dann über schwierige, höllische Erfahrungen im Leben ausgetauscht“, erklärt sie weiter. „Diese extrem beeindruckende Landschaft mit ihrer engen Klamm, ihrer Gewalt, ihrem Rauschen und ihren Abgründen, in Verbindung bringen mit dem, was jeder innerlich so erlebt im Leben und sich darüber auszutauschen, das war wirklich sehr schön“, schwelgt die Pfarrerin in Erinnerungen. „Solche Angebote, in denen das innerliche Leben zusammenkommt mit der Landschaft, sind uns ein Anliegen.“
Meditative Wanderungen
Ein drittes Angebot der Pfarrerin sind die „meditativen Wanderungen“. „Da ist man dann den halben Tag gemeinsam unterwegs“, erklärt sie. „Da geht man zum Beispiel gemeinsam auf die Tannenhütte und wieder zurück. Es ist ein bisschen mehr Bewegung wie bei „Bewegen und Segen", aber weniger als bei den spirituellen Bergtagen“, erklärt Ulrike Wilhelm. „Somit ist für jeden etwas dabei.“
Seelsorge mit Bewegung
Das schönste an diesen Angeboten sei, wie schnell sich die Leute öffnen und dass man in einen intensiven Austausch kommt, erzählt sie. „Ich staune da immer wieder selbst. Da gehen oft Leute mit, die mich davor nicht kennen und sobald man mal den ganzen Tag gemeinsam unterwegs ist, kann man so offen sprechen“, erzählt sie begeistert. „Es ist einfach ein großer Redebedarf bei vielen Menschen da und wenn die dann mal eine Pfarrerin an der Seite dann haben, öffnen sie sich erstaunlich schnell. Das ist mehr als nur wandern, es ist manchmal auch wirklich Seelsorge. Die Leute erzählen mir dann von ihren Lebensproblemen“, sagt Ulrike Wilhelm. Die Wanderangebote der Kirchen seien eben nicht nur ein sportliches Angebot. „Der Sport bringt einen zum Reden und dazu, sich zu öffnen. Es ist schon sehr schön was da passiert“, sagt sie zum Abschluss.
Alle Informationen über die Wanderangebote und Berggottesdienste, findet man auf der Website des Pfarramt-Garmisch Partenkirchen.
Die schönste Kirche überhaupt
„Im Freien ist ja eigentlich die schönste Kirche überhaupt“, erzählt die Pfarrerin aus Garmisch-Partenkirchen. Sie ist zwar Pfarrerin, aber auch leidenschaftliche Bergsteigerin. Mit der Aufgabe als zuständige Pfarrerin für Urlauber und Gäste kann sie Arbeit und Hobby verbinden. Neben den Wanderangeboten und Berggottesdiensten, macht sie deshalb auch gerne Bergtaufen oder Trauungen.
Berggottesdienste - Trauung mitten auf der Zugspitze
„Erst jetzt im Juli haben wir eine Anfrage bekommen für eine Trauung direkt an dem Kreuz der Zugspitze“, erzählt sie. „Meine Kollegen wollten, dass alle nicht machen, wegen dem Klettersteig“ lacht sie. „Da habe ich gesagt, ich mach das gerne. Dann sind wir gemeinsam mit dem Brautpaar nach oben gefahren“, führt sie aus. „Oben langen Zehn Zentimeter Schnee und es war gar nicht daran zu denken auf den Gipfel zu gehen. Dann haben wir die Trauung Schneesturm auf der Plattform gemacht, es war so witzig“ erinnert sie sich. „Und während meiner Ansprache haben sich die Wolken gesenkt und die Sonne kam heraus. Da waren wir mitten in der Trauung über den Wolken. Das war ganz zauberhaft“, schwärmt die Pfarrerin. „Das sind Momente, die kann man nicht erkaufen oder erzwingen, das passiert dann einfach nur draußen in der Natur. Und genau das ist es, was meine Arbeit so reizvoll macht.“