Die im Winter schneebedeckten Skipisten der Tiroler Zugspitz Arena verwandeln sich im Sommer in artenreiche Blumenwiesen mit seltenen Pflanzen und Moosen. Ist an dem Gerücht, Skifahrer schaden der alpinen Pflanzenvielfalt, also gar nichts dran? Landschaftsexperte Dr. Dipl. Ing. Karel Cerny kennt die Antwort.
Der Ökologe und Landschaftsplaner Dr. Dipl.-Ing. Karel Cerny beschäftigt sich seit langer Zeit mit der regionalen Pflanzenwelt. In seinem Beruf kartiert er Bergbahnen in der Gegend um die Zugspitze. Dabei lernte er die zahlreichen heimischen Pflanzenarten kennen. Während den meisten Menschen Orchideen beispielsweise als exotische Zimmerpflanzen bekannt sind, kann Cerny mehr als 15 Arten aus dem Stegreif aufzählen, die im Sommer in und um die Tiroler Zugspitz Arena herum wachsen. Die kann man wunderbar bei einer schönen Orchideenwanderung kennenlernen. Eine davon: Die Orchis ustulata, auch Brand-Knabenkraut genannt, ist eine seiner Lieblingspflanzen. Diese filigranen Blumen verschwinden jedoch zusehends, in Deutschland wird die Art bereits als stark gefährdet eingestuft. Böse Zungen behaupten, daran seien die viel befahrenen Skipisten schuld. Doch was ist dran an dem Gerücht?
Verschiedene Pflanzen, verschiedene Ansprüche
Karel Cerny weiß: nicht viel. Aus verschiedenen Gründen gedeihen die heimischen Pflanzen auf den Skipisten sogar besser. Zum Beispiel behandelt man diese Flächen nicht mit Pflanzenschutzmitteln. Damit bietet der Boden den regionalen Pflanzenarten im Sommer in der Tiroler Zugspitz Arena ihren gewohnten und natürlichen Lebensraum. „Landwirtschaftlich genutzte Flächen behandelt man mit Dünger, um das Pflanzenwachstum zu fördern“, erklärt Karel Cerny. „Dabei können aber nur bestimmte Pflanzen besser wachsen. Denn unterschiedliche Pflanzen haben auch unterschiedliche Ansprüche.“ Der hohe Gehalt an Stickstoff, der im Dünger enthalten ist, beschleunigt nicht bei allen Pflanzen das Wachstum, weiß der Experte. So werden Arten, die den Stickstoff nicht verarbeiten können, von schnell wachsenden Pflanzen beschattet und schließlich sogar komplett verdrängt.
Sommer in der Tiroler Zugspitz Arena: Schmetterlinge gehören auch dazu
Eine weitere Pflanze, deren langsames Verschwinden den Ökologen besorgt, ist der Gelbe Enzian. „Früher war sie in dieser Gegend häufig, aber inzwischen findet man die Pflanze nur noch vereinzelt“, erklärt Cerny. Außerdem verweist der Experte auch auf das Verschwinden mancher Tiere und Insekten. „Zu einer reichen Pflanzenwelt gehören zum Beispiel auch Schmetterlinge“, betont er. In unseren Städten begegnet man den Insekten immer seltener, doch rund um die Zugspitze flattern im Sommer in der Tiroler Zugspitz Arena noch viele der bunten Tagfalter.
Abweidung der Vegetation vor dem Winter
„Um die große Pflanzenvielfalt zu erhalten, muss vor dem Winter der Boden freigelegt werden“, erklärt Cerny. Dazu müssen in der Tiroler Zugspitz Arena Ende des Sommers, wenn die Blumen verblüht sind, Gräser und Pflanzenreste, abgetragen werden. Geschieht das nicht, bleiben die Reste unter der eisigen Schneedecke bis zum nächsten Jahr erhalten. Kommt dann der Frühling und mit ihm die ersten frischen Pflanzentriebe, werden diese beim Wachstum von den Resten des Vorjahres behindert. Für die beste Umsetzung der Freilegung hält der Experte übrigens die Beweidung. Dazu weiden Nutztiere auf den Pisten. „Natürlich ist es auch okay, die alten Pflanzenreste abzumähen“, betont Cerny. Um also auch in Zukunft Schmetterlinge und heimische Pflanzen im Sommer in der Tiroler Zugspitz Arena bewundern zu können, muss keiner aufs Skifahren verzichten.
Copyright Bilder: Familie Cerny