Kein (Kachel-)Ofen ist wie der andere

Josef Habersetzer aus Garmisch-Partenkirchen ist Ofensetzermeister aus Leidenschaft.

Warum ist es am Kachelofen so schön? Josef Habersetzer (29), Ofensetzermeister aus Leidenschaft, kann es erklären: „Er gibt hauptsächlich Strahlungswärme ab – wie die Sonne –, das ist für den Menschen sehr angenehm. Heizungswärme ist dagegen Konvektionswärme, da ist immer ein Luftzug zu spüren.“ Strahlungswärme verteilt sich zudem gleichmäßig im Raum. Dazu das Knistern des Holzes, der Duft … „Diese Wärme ist einfach viel gemütlicher als Heizungswärme“, sagt Habersetzer. Besonders gern baut der Meister seinen Kunden einen sogenannten „Grundofen“ ein: Das ist ein Wärmespeicherofen aus mineralischen Speichermaterialien. „Das Mauern, das Setzen der Kacheln, das ist alles sehr vielseitig“, erläutert er. Schamottesteine und Lehm sind dabei traditionelle Materialien.  

Grundöfen speichern die Wärme sehr lange und geben sie gemächlich an die Umgebung ab. In der Region um Garmisch-Partenkirchen sind Kachelöfen nach wie vor gefragt, freut Habersetzer sich. Der Ofensetzermeister ist hauptsächlich bei Bauherren tätig, die neu bauen oder renovieren. Auch mache das Bundesimmissionsschutzgesetz es nötig, dass manche alten Öfen entweder mit Feinstaubfiltern nachgerüstet oder ausgetauscht werden müssen. Daher geht ihm die Arbeit so schnell nicht aus.

Mal traditionell, mal mit Scheiben

„Ein besonderer Auftrag war einmal, einen Kachelofen einzubauen, der im Flur anfing, in der Küche eine Kochplatte hatte und dann noch bis ins Wohnzimmer rüber brannte“, berichtet Josef Habersetzer. Bei solch einer Aufgabe ist selbst ein Profi wie er eineinhalb Wochen lang gut beschäftigt.

Diese Öfen liegen zurzeit weniger im Trend als andere Looks. „Glatt verputzte Öfen und solche mit großer Scheibe sind gerade besonders in“, betont der Meister. „Auch Öfen mit drei Scheiben, die als Raumteiler genutzt werden, sind jetzt beliebt.“ Schlichte Formen und eine edle Rost-Optik kommen ebenfalls gut an. Aber natürlich gibt es bei Form, Farbe und Gestaltung jede Menge Möglichkeiten. Die einen möchten einen Kachelofen, der zu Uromas Möbeln passt, die anderen ein Design, das sich zurücknimmt. Habersetzer nimmt sich gern die Zeit, Bauherren oder Renovierer ausgiebig zu beraten.

Beste Zeit für die Ofen-Planung

Wann die beste Zeit zum Planen ist? „Im Sommer! Da sollte man sich den Ofen aussuchen und einbauen lassen, dann ist er im Herbst, wenn man ihn braucht, fertig“, lautet Habersetzers Tipp.

Trotzdem, meint er, erfüllen sich zwischen Spätsommer und Weihnachten besonders viele Menschen ihren Traum vom eigenen Kachelofen. „Ich habe aber inzwischen das ganze Jahr über gut zu tun, denn ich biete auch Kaminöfen, Außenkamine aus Edelstahl, Natursteinbänke und Fliesenarbeiten an“, erzählt er.

Habersetzers Beruf hat viele Namen: In Deutschland heißt er Ofen- und Luftheizungsbauer sowie Ofensetzer. Während er in der Schweiz Ofensetzer und in Österreich Hafner genannt wird. In allen drei Ländern dauert die Ausbildung im dualen System drei Jahre. Vor allem in Deutschland ist es leicht, eine Lehrstelle zu finden. Viele trauen sich den Beruf nicht zu. Einen guten Hauptschulabschluss sollte man mitbringen.

Traumberuf für fitte Kreative

Mit gerade 16 Jahren fing Habersetzer seine Lehre an. Er erinnert sich: „Eigentlich war Zimmerer mein Traumberuf, aber ich habe bei einem Umbau mitgeholfen und da war mein späterer Chef dabei.“ Der wollte den hilfsbereiten Schüler für seinen Betrieb als Lehrling gewinnen und schaffte es. Langweilig, meinte der Chef, wird es in diesem Job jedenfalls nie: „Er sagte, er hat in 30 Jahren keinen Ofen zweimal gebaut“, erzählt Habersetzer. „Ich selbst bin jetzt im 13. Jahr und auch bei mir war jeder Ofen anders.“ 2014 absolvierte er seine Meisterprüfung, seit 2015 leitet Josef Habersetzer seinen eigenen Ein-Mann-Betrieb, Ofenbau Habersetzer. Er weiß genau, was junge Leute mitbringen müssen, die sich für solch eine Laufbahn interessieren: „Sie müssen kreativ sein, handwerklich geschickt und körperlich nicht so unfit. Man muss schon tragen und hinlangen können, auch eine gute räumliche Orientierung und eine gute Vorstellungskraft wären gut.“  

Klar, dass auch bei den Habersetzers zu Hause ein Kachelofen steht, oder eigentlich zwei. „Ich habe einen Grundofen und außerdem einen Küchenherd, der mit Holz befeuert wird“, verrät der Meister. Wenn es die Zeit zulässt, steht er gerne dran und kocht etwas Gutes. Doch den größeren Teil des Tages widmet er seinen Kunden und deren Traum von Wärme und Gemütlichkeit – zum Beispiel in Form eines Kachelofens.

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