Mit dem Rollstuhl auf den Berg | © Udo Leist

Inklusion: Mit dem Rollstuhl auf den Berg

Eine Bergtour trotz körperlicher Behinderung? Der Verein Bewegung und Begegnung BUB e. V. beweist in Garmisch-Partenkirchen: Das geht! Denn dank einer technischen Innovation kommt man auch mit dem Rollstuhl auf den Berg.

Menschen mit körperlicher Einschränkung sind es gewohnt, im Alltag Abstriche machen zu müssen. Denn obwohl Inklusion heute ernster genommen wird als noch vor einigen Jahren, ist die Umsetzung nicht immer zufriedenstellend. Und nicht jede Situation, die für einen körperlich gesunden Menschen alltäglich erscheint, ist für jemanden mit Behinderung ebenfalls genau gleich zu erleben.

Der Verein Bewegung und Begegnung BUB e. V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, Inklusion in der Gesellschaft mit innovativen Projekten noch besser zu etablieren. Eines dieser Projekte kann man gerade in Garmisch-Partenkirchen mitverfolgen: Eine Bergtour im Rollstuhl.

"Richtige Inklusion geht anders!"

Wer jetzt sagt, man könne bereits auf viele Berge dank barrierefreien Seilbahnen mit dem Rollstuhl, der hat natürlich nicht ganz unrecht. Deutschlands höchster Berg beispielsweise, die Zugspitze, macht es vor: Komplett ebenerdig können Rollstuhlfahrer in die Seilbahn-Kabine fahren und an der Bergstation einen eindrucksvollen Ausblick genießen. "Wir wollen aber mehr", erklärt Stefan Jenuwein, Vorstandsvorsitzender des Vereins BUB.

"Unser Team wurde auf die Tannenhütte in Garmisch-Partenkirchen eingeladen, eine seit 2018 barrierefreie Hütte", erzählt Stefan Jenuwein. "Um dorthin zu gelangen hat man eine etwa einstündige Wanderung vor sich. Für eine Kollegin, die auf ihren Rollstuhl angewiesen ist, wurde extra ein Shuttle bereitgestellt, der sie auf die Hütte brachte. Denn der Weg selbst wäre mit ihrem Rollstuhl nicht zu bewältigen gewesen." Während also der Rest des Teams gemeinsam den Weg zur Hütte bestritt, war sie bereits lange oben - und wartete.

"Menschen mit körperlicher Behinderung sind oft außen vor, wenn es um solche Erlebnisse geht. Denn klar: In der Hütte konnte sie dank Barrierefreiheit an allem teilnehmen. Was wir aber auf dem Weg dorthin erleben und entdecken durften, blieb ihr verwehrt. Und dagegen wollten wir etwas tun", sagt Jenuwein.

Mit dem Rollstuhl auf den Berg: Teamwork ist gefragt

Gemeinsam mit Andreas Hertle und seiner Frau Anna, Betreiberin der Tannenhütte, der Gemeinde Garmisch-Partenkirchen sowie GaPa Tourismus war der Plan schnell gefasst: Rollstuhlfahrer sollen den Weg nach oben selbst erleben können. Die Frage ist nur: mit welchem Gefährt? Hier kommt der Extreme X8 ins Spiel, ein geländetauglicher Elektrorollstuhl der Firma Sunrise Medical. Er schafft selbst die bis zu 30 Prozent Steigung sowie den teilweise sehr groben Schotter vor Ort problemlos. "Und dabei ist er mit seinen rund zehn Kilometern pro Stunde so schnell, dass wir Wanderer kaum hinterherkommen", so Stefan Jenuwein.

Und mit genau diesem Rollstuhl können Menschen mit Behinderung nun jeden Sommer hoch zur Tannenhütte fahren - gemeinsam mit ihren Freunden und Bekannten, statt getrennt von ihnen. "Wir befinden uns gerade in einer sechswöchigen Testphase", erklärt Jenuwein. "Und wie erwartet sind die Tester absolut begeistert. Das Problem ist: Einer dieser Rollstühle kostet 30.000 Euro - das kann unser Verein nicht zahlen. Deshalb suchen wir dringend Sponsoren, die das Projekt unterstützen möchten." Das Ziel ist es, in Zukunft dauerhaft mehrere dieser Rollstühle vor Ort bereitstellen zu können. Denn wie Stefan Jenuwein weiß: "Damit können auch Menschen mit körperlichen Einschränkungen dieses einzigartige Berggefühl erleben - und von sich selbst behaupten: Ich bin alleine auf diesen Berg gekommen!"

Mehr Informationen zum X8-Projekt gibt es auf der Website des Vereins Bewegung und Begegnung BUB e. V. und auf Facebook.

Im Video kann man eine Rollstuhlfahrerin auf ihrer Tour begleiten - dafür einfach hier klicken.

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