Noch bevor die ersten Flocken des Jahres fallen, freuen sich viele auf den Winter. Denn dann heißt es: endlich wieder die Schneewelt erkunden und mit ordentlich Karacho die Piste runtersausen. Damit dieser Spaß möglichst sicher bleibt, gibt es Lawinenkommissionen – so auch auf der Zugspitze. Das Team überprüft täglich die aktuelle Schneelage, dokumentiert sie und sprengt gegebenenfalls, wo es nötig ist.
„Unser Vorteil ist, dass viele von uns sprengberechtigt sind – mich eingeschlossen“, erklärt Christian Hornung. Er ist der stellvertretende Pistenchef auf der Zugspitze sowie der stellvertretende Lawinenobmann. „Normalerweise melden Lawinenkommissionen der zuständigen Gemeinde, wenn gesprengt werden muss. Die kümmert sich dann um alles Weitere. Wir müssen diese Schleife nicht drehen und sparen dadurch Zeit.“ Sehr zur Freude der Skifahrer. Denn solange bei Bedarf nicht gesprengt wurde, können Hornung und sein Team den Pisten- und Liftbetrieb nicht freigeben.
Doch ein anderer Sport macht dem alpinen Skifahren momentan ordentlich Konkurrenz: das Skitourengehen. Dabei erklimmen die Tourengeher den Berg zu Fuß und mit den Skiern auf dem Rücken. Wieder herunter geht es abseits präparierter Pisten und durch unberührte Schneefelder. Ein riesiger Spaß auf der einen Seite, ein nicht ganz ungefährlicher aber auf der anderen.
„Wir von der Lawinenkommission sind für die Piste zuständig“, erklärt Christian Hornung. „Hier sorgen wir dafür, dass sie nur dann geöffnet wird, wenn es für unsere Besucher sicher ist.“ Wobei er betont, dass es natürlich nie eine hundertprozentige Garantie gebe. Immerhin bleibe die Natur unberechenbar. „In meinen 25 Jahren bei der Lawinenkommission der Zugspitze ist auf unseren Pisten allerdings noch nie jemand verschüttet worden. Unsere Erfahrung hilft uns dabei natürlich ungemein.“
Was aber außerhalb der Piste passiert, liege nicht mehr im Verantwortungsbereich der Kommission, erklärt er weiter. Wer sich also außerhalb des präparierten Bereichs aufhält, der macht das auf eigene Verantwortung. Christian Hornung gibt dabei zu bedenken: „Lawinen gehen nicht immer nur im großen Stil ab. Es reicht oft schon ein kleiner Hang – wenn der zu rutschen anfängt, dann kann man nichts mehr dagegen machen.“
Der Lawinenobmann rät deshalb zur Vorsicht: „Alpine Skifahrer bleiben am besten auf der Piste. Tourengehern kann ich nur ans Herz legen, sich bestmöglich vorzubereiten.“ Zum einen betrifft das die Ausrüstung: Lawinenverschütteten-Suchgeräte (LVS), Schaufel, Sonde, Lawinenrucksack – sie sollten immer bei einer Tour dabei sein. „Man kann heute allerdings nicht mehr behaupten, dass die Menschen nicht gut ausgerüstet wären“, sagt Hornung. „Oftmals sehen wir das Beste vom Besten – daran sollte es also nicht scheitern. Leider wissen jedoch nur wenige richtig mit den Materialien umzugehen.“
Aus diesem Grund empfiehlt es sich zum anderen unbedingt, sich ausführlich mit der Lawinenkunde zu beschäftigen. Am besten im Rahmen eines Kurses: Da wird den Teilnehmern alles Wichtige beigebracht, bevor im Anschluss eine gemeinsame Tour unternommen wird. „Wer sich das erste Mal abseits der Piste bewegt, sollte das grundsätzlich mit einem Bergführer machen“, sagt Christian Hornung. „Der kennt sich in der Region aus und weiß, worauf man achten muss. Dadurch kann man sich langsam an das Thema Schnee und Lawinen herantasten.“
Wer sich mit der Zeit sicherer fühlt, kann auch mal eine Tour ohne Guide machen. Aber auch dann gilt: Herrscht Lawinengefahr oder ist eine Strecke gesperrt, sollte man sich davon fernhalten – egal wie viel Erfahrung man hat.