Johannifeuer in Grainau – Eine feurige Tradition

Bald ist es wieder so weit: Zeit für die Johannifeuer! Im gesamten Alpenraum erleuchten sie am 23. Juni 2024 wieder zahlreiche Orte – darunter auch Grainau. Doch was steckt hinter dem feurigen Brauch?

Jedes Jahr in der Nacht auf den 24. Juni lässt sich im Alpenraum eine ganz besondere Tradition beobachten: In zahlreichen Ortschaften lodern an diesem Abend die Flammen bis zum Himmel, lassen die Funken fliegen und erhellen die Dunkelheit. Klarer Fall: Die Johannifeuer brennen wieder! Auch in Grainau ist dieser Brauch tief in der Dorfgemeinde verwurzelt. Für Tobias Ostler, der in Grainau aufgewachsen ist, gehören sie jedes Jahr genauso dazu wie Weihnachten oder Ostern. “Mit ungefähr acht Jahren war ich das erste Mal beim Feuermachen dabei,” erzählt er. “Seitdem waren sie ein fester Bestandteil meiner Kindheit.” 

Woher kommen die Johannifeuer?

Ursprünglich stammt die Tradition der Johannifeuer aus dem Heidnischen. Bereits seit geraumer Zeit zündeten heidnische Völker Feuer, um die Sommersonnenwende zu feiern – den längsten Tag des Jahres. Dieser fällt alljährlich auf einen Zeitraum zwischen dem 20. und 22. Juni. Die großen pyramidenförmigen Feuer sollen ein Zeichen der Hoffnung, Erneuerung und Fruchtbarkeit setzen. Im Christentum haben die Feuer jedoch noch einen anderen Hintergrund. Hier stehen sie ganz im Zeichen von Johannes dem Täufer - und werden deshalb am Vorabend des Johannitags, dem 23. Juni, gezündet. Für die Bewohner Grainaus hat dieser Tag noch eine weitere Bedeutung: Ihre Kirche ist Johannes dem Täufer geweiht. Somit ist dieses Ereignis noch tiefer in der Gemeinde verankert als anderorts.

Johannifeuer in luftiger Höhe

Nicht nur ein Johannifeuer ist am 23. Juni in Grainau zu bestaunen, sondern gleich mehrere – sowohl in Ortsnähe als auch in den umliegenden Bergen. Die jüngeren Bewohner Grainaus bleiben in der Regel im Ort und bauen dort ihre eigenen, kleineren Feuerstellen - natürlich unter der Aufsicht von Erwachsenen. “Sind sie alt genug, dürfen sie dann mit in die Berge”, erklärt Tobias Ostler. Die Wanderung zu den höher gelegenen Feuerstellen kann zwischen drei und vier Stunden dauern und ist deswegen nicht geeignet für die ganz Kleinen. Auch die Höhenlage bietet ein gewisses Absturzrisiko. Deshalb finden die Johannifeuer für die Kinder auf flacherem Gelände statt. Und was wird angezündet? “Ganz klassisches Holz oder Sägemehl brennt am besten,” sagt Tobias Ostler.

Für Sicherheit ist gesorgt

Dass sich die Johannifeuer so hoch oben in den Bergen befinden, hat mehrere Gründe. Zum einen geht es hier um die Sichtbarkeit: Je höher die Feuer gelegen sind, desto größer sind sie – und können so auch noch aus weiter Ferne bewundert werden. Ein wichtiger Faktor ist aber auch die Sicherheit. Denn hoch oben im Felsgebiet stellen sie keine Gefahr für umliegende Gebäude oder die Vegetation dar. In der Regel werden die Feuer in Spalten gelegt, sodass nichts in unmittelbarer Nähe Feuer fangen kann.

Da sich manche Feuer aber trotzdem näher am Ort befinden, ist die Feuerwehr schon zur Stelle. “Gerade wenn die Temperaturen besonders trocken sind, sorgen wir dafür, dass genug Löschfahrzeuge bereitstehen,” sagt Tobias Ostler. Zwar haben sich die Feuerstellen in und um Grainau über Jahrzehnte hinweg bewährt. Auf den Notfall sind die Grainauer aber trotzdem vorbereitet und können deshalb ein sicheres Feuerspektakel genießen.

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