Lange suchten Franz und Linus Kässer, Senior- und Juniorchef der Chocolaterie Amelie in Garmisch-Partenkirchen, nach einer Schokolade, die nicht nur fair bezahlt wird, sondern auch wirklich schmeckt. Doch schließlich fanden sie genau diese: Denn eine Reise an die Elfenbeinküste hat Franz Kässer nach eigener Aussage „nachhaltig" beeindruckt“ – nicht nur landschaftlich, sondern auch in Bezug auf das faire und nachhaltige Programm von Cacao Trace. „Dieses Programm verbessert das Leben der Bauern und man bekommt eine Schokolade mit Topqualität“, freut sich auch Juniorchef Linus Kässer. Hier heißt es also: Gutes tun, ohne irgendwelche Abstriche. Nicht der einzige Grund, warum der Familienbetrieb, der heute Mitglied bei Cacao Trace ist, mittlerweile 100 Prozent seiner gesamten Schokoladenproduktion umgestellt hat und faire Produkte in Garmisch-Partenkirchen verkauft.
„Ich habe den ganzen Tag mit den Kakaobauern auf der Plantage gearbeitet und gesehen, wie anstrengend es ist, Kakaofrüchte zu ernten, aufzuschlagen, um die Bohnen herauszupulen“, erzählt Franz Kässer. „Am Kakaobaum wachsen die Früchte in allen Reifestadien gleichzeitig, daher kann man sie nicht maschinell ernten.“ Der Kakaobauer muss ständig durch die Plantage gehen und beurteilen, welche Frucht wirklich reif ist. Nur wenn die Ernte zum richtigen Zeitpunkt erfolgt, schmeckt sie. „Und nur dann gelingt anschließend auch die Fermentation. Die ist wesentlich für den Geschmack der Kakaobohnen“, betont der Schokoladenexperte.
Schulungen für die Kakaobauern
Die Kakaobauern erhalten zudem Schulungen, wie sie eine Plantage optimal anlegen. „Dadurch haben sie in den letzten drei Jahren die Produktion um etwa 35 Prozent gesteigert“, erzählt der Seniorchef. „Sie bekommen für ihre Ware 20 Prozent mehr als sonst und werden, anders als üblich, sofort bezahlt.“ Außerdem zahle Cacao Trace halbjährlich einen Bonus für jedes Kilo verkaufter Cacao-Trace-Schokolade an die Dorfgemeinschaft der Kakaobauern, den diese für soziale Zwecke verwenden solle – etwa für ein neues Schuldach oder Verbandsmaterial für das Krankenhaus.
„Wir waren auf unserer Reise in Ortschaften ohne Strom, ohne fließend Wasser – selbst das Krankenhaus hatte keinen Strom, das ist unglaublich“, erzählt der Chocolatier, der faire Produkte in Garmisch-Partenkirchen verkauft. Rückblickend hat ihn vor allem die überwältigende Gastfreundschaft in den Dorfgemeinschaften beeindruckt. „Sie haben fast nichts und teilen alles.“[ZL1]
Ein Kaffee, der Geschichten erzählt
Schon der erste Schluck Espresso beweist: Auch in der Rösterei und im Café Wildkaffee hat nachhaltige Qualität oberste Priorität. „Geschmack von schwarzer Johannisbeere und Orange, gefolgt von Zuckernoten“, so beschreibt Hardi Wild seinen fairen „Ruanda Espresso – washed“. Industrielle Produktion interessiert den Inhaber des Wildkaffees, der den Kaffee roh kauft und selbst röstet, nicht die Bohne. Der 39-Jährige setzt mit seiner Frau Stefanie „auf neue Wege“ und den direkten Kontakt mit den Farmern. „Wir besuchen zwei- bis dreimal im Jahr einige unserer Bauern und schauen uns vor Ort an, wie die Farmer arbeiten. Das muss unserer Philosophie entsprechen“, sagt Wild, während neben ihm der Röstkessel rattert. So stellt er zudem sicher, dass er faire Produkte in Garmisch-Partenkirchen anbietet.
Bei der Kaffeereise nach Burundi und Ruanda lernte er auch Eric Wright kennen, der 2017 das „Community Coffee Rwanda Projekt“ (CCR) gründete und eine „Washing station“ zur Kaffeeaufbereitung in Ruanda betreibt. Wild war von dem Engagement des Juristen überzeugt und arbeitet nun mit ihm zusammen. „In Afrika sind die Kaffeebauern kleine Familien, die nur ein paar Hundert Bäume haben, aber keine Aufbereitungsstation. Sie bringen ihre Kirschen in die Waschstation zu Eric, der den Kaffee aufbereitet, weiterverarbeitet und verkauft“, erzählt Wild.
Qualitative und faire Produkte aus Garmisch-Partenkirchen
CCR kümmert sich nicht nur um faire Bezahlung, sondern auch um die Weiterentwicklung der Gemeinde, vor allem um die Kinder der Farmer, um die Kaffeeproduktion aufrechtzuerhalten. Die meisten der Kaffeebauern sind unter 25 Jahre alt und bekommen Schulungen von der CCR. „Wir machen mit Eric noch zusätzliche Sachen, zum Beispiel gibt es Rückvergütungen, je nachdem, was gebraucht wird“, erzählt Wild. „Wir zahlen grundsätzlich börsenunabhängig, die Farmer bekommen immer das Gleiche. Der Börsenpreis ist derzeit niedriger als vor 40 Jahren, da würden die Farmer gar nichts mehr bekommen“, erklärt Wild. „Wir kaufen nur Qualitätskaffee, alle unsere Kaffees von Kenia bis Brasilien sind unter fairen Bedingungen eingekauft.“
„Am allerwichtigsten ist für uns die Qualität. Es hilft ja nichts, wenn wir sagen, wir verkaufen faire Produkte in Garmisch-Partenkirchen, aber der Kaffee schmeckt nicht“, so der Kaffeeliebhaber. Dann gehe es aber auch darum, wie der Farmer arbeite und mit den Mitarbeitern umgehe. „Gute Qualität ist immer fair bezahlt, die kann man mit gutem Gewissen kaufen“, sagt Wild. „Aus einem Kilo Kaffee bekommt man bis zu 120 Tassen, dann kostet die Tasse etwa 25 Cent“, rechnet Wild vor. „Und das sollte es einem schon wert sein.“
Faire Produkte müssen nicht immer von weither kommen. Im Naturwerk Ehrwald verarbeiten Sandra und Fredi Produkte aus Wald, Wiese, Kräutergarten und der heimischen Landwirtschaft.