Das Bier der Berge verschafft das gleiche Hochgefühl wie eine Wanderung zu den Gipfeln: Wer sich Zeit zum Genießen lässt, kommt der Kunst heimischer Brauer rund um die Zugspitze auf die Spur. An den „Mischtischen“ im Garmischerhof hat der Zufall einen Stammplatz. Denn die Wirtsleute Konstanze und Florian Seiwald haben dort in ihrer Gaststube einen Platz geschaffen, der jene einlädt, die eine gute Unterhaltung zu schätzen wissen.
Wie sich’s in einem bayerischen Gasthof gehört, werden gute Gespräche von einem guten Bier begleitet. Dafür haben Konstanze und Florian eine alte Tradition wiederbelebt, die einst an jedem Ort zu Hause war: die eigene Wirtshausbrauerei. „Wir freuen uns, wenn sich die Schnelllebigkeit an den Tischen verläuft und die Gemütlichkeit zum Bankdrücken bleibt“, betont Wirtin Konstanze.
„Eine Gasthausbrauerei ist Heimat, ein regionales Bier Identität“, sagt sie. „Wir wollten so einen Ort und so ein Produkt. Darum haben wir die Idee gären lassen und sind es dann angegangen. Mit dem Umbau unseres Hotels und einer zusätzlichen Ausbildung zum Biersommelier, die zahlreiche Erkenntnisse brachte, zum Beispiel, dass man traditionell obergärig braut." Unpasteurisiert fließen das Weißbier und das Dunkle aus dem Zapfhahn. Der Tank dahinter birgt gerade den Bedarf für ein paar Tage, dann wird neu gebraut.
Alte Kunst, Reinheitsgebot und immerwährender Genuss
Auch für Antonius Huber vom Brauhaus Garmisch besteht eine große Gemeinsamkeit zwischen der achtsamen Bergwelt und dem Genuss des Bieres. „Jeden Schluck wirken lassen“ sei das beste Rezept, um die Vielfalt des Geschmacks zu entdecken, der sich aus Hopfen, Malz und Wasser entwickelt. Gerade die örtlich wechselnde Wasserqualität trage viel dazu bei, dass der Leitspruch seiner Brauerei „Heimat braucht Bier“ auch in der umgekehrten Reihenfolge gelesen werden kann: „Diesen Geschmack gibt es nur hier.“
Im lichten Sudhaus der Brauerei glänzen die mächtigen Kessel und Tanks aus Edelstahl. Die haben sich die beiden Brauer bei bewährten bayerischen Herstelleradressen fertigen lassen. Denn sie haben den Anspruch, „unsere Heimat in jeder Hinsicht mit echt heimischem Bier zu beliefern“. Die Anlage an sich sieht aus wie ein Kunstwerk – umso mehr gilt das für das, was dort nach dem Reinheitsgebot handwerklich gebraut wird. Um ihre Begeisterung mit möglichst vielen zu teilen, haben Müller und Huber eine Art „Wanderweg“ durch ihre „Panoramabrauerei“ bauen lassen. Über diesen Weg können sich Bierfans durch den Brauprozess bewegen, dem Team bei der Arbeit über die Schulter und sogar in den Gärtank schauen, eine rare Gelegenheit in der Welt der Biere.
Rauf auf den Berg in Österreich
Die können sich als Stärkung auch all jene gönnen, die den Weg hinauf zu Österreichs höchster Hausbrauerei gefunden haben. Dreierlei Selbstgebrautes sprudelt aus den Zapfhähnen vom Stadl-Bräu. Pascal Zobl, der Juniorchef im Familienbetrieb Hotel Thaneller, wollte schon als Kind Brauer werden. Mangels vorhandener Gelegenheit am Ort hat er sich eine eigene geschaffen und sich den Sudkessel ins Haus geholt. Zusammen mit Brauer Christoph Schmidt sorgt er nun dafür, dass Helles, Dunkles und Weißbier über das Aroma und die Süffigkeit verfügen, die auf über 1.300 Metern Höhe am besten schmecken. Die drei Sorten werden vor allem im Hotel ausgeschenkt, finden aber auch außerhalb ihre Fans. Gäste und Einheimische freut’s – viele kommen extra wegen des selbst gebrauten flüssigen Goldes her. Wer sich für angewandte Braukunst interessiert, besucht einfach die zweimal wöchentlich angebotenen Führungen. Hier erfahren Teilnehmer, was Bierbrauen mit Kaffee und Tee zu tun hat, was genau das Reinheitsgebot bedeutet und können das Produkt vor Ort verkosten.
Abseits vom Reinheitsgebot: Lust auf Craft Beer?
Einen noch einmal anderen Ansatz hat Felicitas „Fee“ Huber gewählt. Wobei auch in ihrer „Bieraterie“ die Kombination von entspanntem Biergenuss mit einer gepflegten Unterhaltung im Mittelpunkt steht. Die Getränkekarte dazu indes ist weltumspannend, denn mit ihrer Schwester Alina teilt sie die Begeisterung für „Craft Beer“. Also jene handwerklich geprägte, mit Leidenschaft und Experimentiergeist betriebene Braukunst, die in Nordamerika ihren Ursprung hat.