Bergführer | Zugspitz Arena Bayern-Tirol | © Sebastian Buchwieser

Wenn der Bergführer nicht mehr in die Berge führt: Sebastian Buchwieser aus Grainau

Berg- und Skitouren sind zu dieser Jahreszeit äußerst beliebte Aktivitäten. Normalerweise. Denn seit September dürfen auch diese Gruppenevents nicht mehr stattfinden. Sebastian Buchwieser aus Grainau ist Bergführer und erzählt aus seinem Alltag ohne Gäste.

Sebastian Buchwieser aus Grainau ist gelernter Holzbildhauer. Doch seit über zwanzig Jahren bringt er hauptberuflich Menschen auf Berge. Er ist leidenschaftlicher Bergführer, die Gipfel rund um Grainau kennt er wie seine Westentasche. „Nach der Schule hab ich eine Ausbildung zum Holzbildhauer gemacht und auch einige Jahre in dem Beruf gearbeitet. Aber in den Bergen war ich von klein auf, zum Klettern und Bergsteigen. Das hat mich so sehr interessiert, dass ich mich zum Bergführer ausbilden lassen habe“, erzählt er.

Seit September keine Arbeit für den Bergführer

Als es letzten September dann hieß, dass keine Bergführungen mehr stattfinden können, habe er sich erstmal ein bisschen gefreut. „Den Sommer über bin ich nicht so viel zu Hause. Da kam eine verfrühte Winterpause schon ganz recht. Dadurch hatte ich einfach mehr Zeit fürs Haus und die Familie“, erinnert er sich. Normalerweise macht er sich dann ab Heilig Drei König wieder an die Arbeit. Aber in diesem Jahr kam auch das, wie so vieles, ganz anders. Denn bis jetzt bringen er und die anderen Bergführer von Zugspitzalpin, Buchwiesers Bergsteigerschule, niemanden mehr hoch hinaus. Trotzdem hat der passionierte Bergfreund gerade einiges zu tun: „In letzter Zeit gehe ich wieder der Bildhauerei nach. Außerdem haben wir Ferienwohnungen und ein 400 Jahre altes Haus – da gibt es wirklich immer etwas zu tun“, erzählt er aus seinem aktuellen Alltag.

Ohne Bergbahn nach oben

In die Berge geht er natürlich auch, nur eben ohne die Begleitung von Gästen. Dabei beobachtet er immer wieder, dass im Moment verhältnismäßig viele Leute dort oben unterwegs sind. „Die Menschen zieht es in die Natur, man kann ja nicht den ganzen Tag daheim sitzen“, erklärt er verständnisvoll. Aber der erfahrene Bergsteiger warnt auch vor zu viel Leichtsinn: Denn die Bergtouristen gehen momentan auf eigene Faust und dabei oftmals ohne die richtige Vorbereitung nach oben. „Letzte Woche war ich auf der Alpspitze und obwohl die Bergbahn geschlossen hat, ist dort oben mehr los als sonst”, berichtet der Grainauer. Unter normalen Umständen fährt man mit der Alpspitzbahn hoch auf 2.000 Meter. Die restlichen knapp 600 Höhenmeter zum Gipfel erklimmen Klettersteigkundige dann über verschiedene Wege. Das ist jedoch nichts für Anfänger ohne Vorkenntnisse und Ausrüstung.

Für die unerfahrenen Bergfreunde ist die Aussichtsplattform AlpspiX der Besuchermagnet schlechthin. Von dort genießt man einen gewaltigen Blick aus der Vogelperspektive. Der Glasboden ermöglicht einen uneingeschränkten Blick in das Höllental und auch die Zugspitze ist von ganz vorne auf der Plattform zu sehen. Die Plattform mit ihrem typischen X ist nur wenige Meter von der Bergstation entfernt.

"Vorsicht, überschätzt euch nicht“

Was dort oben momentan passiert, ist laut Buchwiesers Einschätzung allerdings gar nicht so ungefährlich: „Aktuell laufen die Leute vom Tal aus, von den 600 Höhenmetern in Garmisch-Partenkirchen bis ganz hoch. Da überschätzt sich schon manch einer“, berichtet der Bergführer. Und er muss es wissen: Denn Sebastian Buchwieser aus Grainau arbeitet ehrenamtlich bei der Bergrettung Grainau „Man muss bedenken: Normal kann man sich auf der Bergstation in Gebäude zurückziehen, sei es zum Erholen, Aufwärmen oder Ausharren. Aber jetzt ist dort oben alles geschlossen, wer nicht mehr kann oder nicht entsprechend vorbereitet ist, muss die Bergrettung alarmieren. Und das kann unter Umständen ganz schön teuer werden.“

Deswegen rät Sebastian Buchwieser von leichtfertigen Ausflügen in die Höhe ab: „Ob beim Klettern oder Bergsteigen: Wer es richtig lernen möchte, der sollte sich einen Profi nehmen´- auch wenn das aktuell bedeutet, dass man noch ein wenig warten muss. Das erscheint auf den ersten Blick vielleicht übertrieben und teuer. Aber wer sich Dinge wie zum Beispiel das Sichern am Berg lediglich von Freunden abschaut, macht ganz schnell gravierende Fehler“, warnt der passionierte Bergführer, „Und dann wird’s wirklich teuer – unter Umständen auch für die eigenen Gesundheit.“ Deswegen rät der Bergsportler dazu, mit den abenteuerlichen Unternehmungen zu warten, bis Touren wieder mit Bergführer-Begleitung möglich sind. Bis dahin bieten die Berge immerhin genug weniger gefährliches Terrain für einen ausgiebigen Spaziergang.

 

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