„Calisthenics“ – so wird das Trainieren mit dem eigenen Körpergewicht genannt Im Gegensatz zum reinen Krafttraining im Fitnessstudios und kann ideal auf der Aktivmeile Lermoos-Ehrwald praktiziert werden. Es orientiert sich am Geräteturnen, etwa einem Barren oder einer Stange unter anderem für Klimmzüge, und Bodenübungen wie Liegestütze oder Kniebeugen. Eigentlich nichts Neues, außer dass Letztere jetzt Push-Ups oder Squats heißen. Die Wiederentdeckung der Eigengewichtsübungen und die Entwicklung zum Trend geschah Anfang der 2000er-Jahre in New York. Unter dem neuen Namen „Calisthenics“ – aus dem Griechischen stammend bedeutet er „schöne Kraft“.
Doch egal, ob Push-up oder Liegestütze: Fürs Training das eigene Körpergewicht zu nutzen, ist eine bewährte, wirkungsvolle und vor allem einfache Art, sich vor dem „Einrosten“ zu schützen. Das regelmäßige Üben stabilisiert den Bewegungsapparat, aktiviert gezielt Muskeln oder macht Faszien und Sehnen durch Dehnen geschmeidiger. „Funktionelles Training“ nennt es die Lermooser CrossFit-Trainerin Conny Rauter. Worauf es dabei ankommt? „Muskeln werden nicht isoliert beansprucht, sondern im Zusammenspiel.“ Hinzu kommt: Es ist wenig Platz vonnöten, kaum bis kein Equipment. „CrossFit oder funktionelles Training konzentriert sich auf natürliche Bewegungen, der ganze Körper spielt eine Rolle, wie im Alltag auch.“ Der Effekt: mehr Wohlbefinden, mehr Kraft, mehr Ausdauer. Ähnlich verfährt Calisthenics.
Calisthenics auf der Aktivmeile Lermoos-Ehrwald
Dem Thema Calisthenics in seiner Fülle widmet sich der Tourismusverband Tiroler Zugspitz Arena und eröffnete zum Sommer 2021 die Aktivmeile Lermoos-Ehrwald. Diese ist ein 2,5 Kilometer langer, sonnig gelegener Trainingsweg am Berghang mit 19 Übungsstationen zwischen den beiden Orten. „Er ist ein professionelles Fitnessangebot auf Basis des Eigengewichtstrainings“, sagt Thomas Koch, Leiter Infrastruktur des Tourismusverbandes Tiroler Zugspitz Arena. Konzipiert hat den Parcours ein Konditionstrainer und Calisthenics-Experte des Österreichischen Skiverbandes. Geräte gibt es zum Klettern, Hangeln, Balancieren, Springen und Stemmen. Dazu Barrenhölzer, Slacklines, Reck und Ringe, Wackelbretter sowie Hilfsgeräte für Liegestützen, Sit-ups und Rückentraining. „Manche mag das an den Trimm-Dich-Pfad der 1970er-Jahre erinnern“, ergänzt Koch schmunzelnd. Was schon damals keine schlechte Idee war – sie erweitert die Aktivmeile jetzt um die Erkenntnisse 50 Jahre später.
Ein Parcours für individuelles Training
Dem entspricht die Qualität des Parcours, wie Koch betont. „Die Geräte sind hochwertig gebaut, bestehen aus stabilem Rubinien- und Lärchenholz, und jede Anlage ist mit Fallschutz, heißt, einem mit Hackschnitzeln gedämpftem Boden, versehen.“ Denn der Kurs ist nicht nur für Aktivsportler gedacht, auch Familien mit Kindern oder Senioren finden hier Gelegenheit, auf individuelle Art zu trainieren oder einfach nur Freude an der Bewegung zu haben. „Die Anlage ist multifunktionell angelegt, sodass Besucher aller Könnens- und Intensitätsstufen sich wohlfühlen“, sagt Koch. Und wer nach den Stationen noch Bewegungsbedarf verspürt, kann auf dem Rückweg von Ehrwald nach Lermoos durch das Moos den dort eingerichteten Calisthenics-Park nutzen, der zahlreiche Trainingsgeräte auf einem Platz vereint, dazu Sitzgelegenheiten und Liegeflächen. Insgesamt ist der Rundkurs sechs Kilometer lang.
Kleine Sportübung „to go“
Auf dem Calisthenics-Parcours ist dieses Jahr auch Conny Rauter unterwegs. Sie wurde als Trainerin engagiert und führt Sportinteressierte jetzt durch die einzelnen Stationen. „Wir trainieren mit den Gruppen gemeinsam festgelegte Ziele, wir machen individuelle Work-outs oder erstellen sogar ein ganzes Fitnessprogramm“, umschreibt sie ihre Aufgaben. Seit zwei Jahren ist sie als Coach und Trainerin aktiv, erweitert gerade Schritt für Schritt ihr noch kleines Unternehmen. Zum Programm gehören Work-outs im Lermooser Lusspark, in der Turnhalle des Kulturzentrums des Orts oder seit Neuestem im Calisthenics-Park im Moos. Besonders CrossFit ist ihre Spezialität, ein umfassendes Kraft- und Konditionstraining, das auf funktionellen, ganzheitlichen Übungen basiert, die ständig variierend und mit hoher Intensität ausgeführt werden. „CrossFit beschreibt den Menschen in seinen physiologischen Fähigkeiten – etwa Ausdauer, Kraft, Durchhaltevermögen, Beweglichkeit, Geschicklichkeit, Balance, Bewegungsgenauigkeit oder Schnelligkeit.“
Einen dazu passenden Übungstipp hält sie auch parat: den Squat, auf gut Deutsch die Kniebeuge: „schulterbreiter Stand, neutraler Rücken, Knie nach außen, Gewicht auf den Fersen – und dann die Hüfte nach hinten und bis unters Knie bewegen.“